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Baby im Nest
Initiative GESUNDES NEST
Schadstoffarmes Zuhause für Kleinkinder

Phthalate können Asthma sowie allergische Haut- und Schleimhautbeschwerden bei Kindern fördern

Ein schwedisch-dänisches Forscherteam hat im Oktober in der Zeitschrift "Environmental Health Perspectives" eine für Eltern, Kinderärzte und Hygieniker beachtenswerte Studie veröffentlicht (Bornehag et al, 2004). Gemäß dieser Studie zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Phthalat-Konzentrationen im Hausstaub aus Kinderzimmern und dem Auftreten von Asthma, Hautekzemen und Katarrh der Nasenschleimhaut bei den betroffenen Kindern. Betroffen ist auch der im Rahmen der Initiative GESUNDES NEST mit als erstrangiger Innenraum-Schadstoff betrachtete Weichmacher DEHP.

 

Das Forschungsprojekt im Einzelnen:

Das Autorenteam betrachtete insgesamt 400 schwedische Kinder im Alter von 3-8 Jahren bezüglich des Auftretens der genannten Krankheitsbilder einerseits sowie der Phthalatbelastung ihres Hausstaubes andererseits.

202 Kinder galten nach folgendem Kriterium als "Betroffene":

Viermaliges Auftreten von Ekzemen, keuchendem Schnaufen oder Nasenkatarrh außerhalb einer Erkältung während der letzten 18 Monate.

198 Kinder galten nach folgendem Kriterium als "Kontrollen":

Keines der genannten Symptome während der letzten 18 Monate.

In den Wohnungen beider Gruppen sollten während der letzten 18 Monate keine Feuchtigkeitsprobleme aufgetreten und behoben worden sein. Auch sollte in diesem Zeitraum kein Wohnungswechsel stattgefunden haben.

Während der 2 Wochen dauernden Beprobung des Hausstaubs wurden alle 400 Kinder ärztlich untersucht und ihre Krankheitsgeschichten detailliert erfasst. Bei 387 Kindern wurde das Blut auf alle gängigen Allergene untersucht. Über einen Fragebogen wurden Gebäude- und Einrichtungscharakteristiken sowie Lebensgewohnheiten (z.B. Rauchen der Eltern) erfasst. Die statistische Auswertung enthält eine Bereinigung der Daten entlang dieser Einflussfaktoren.

Der Hausstaub aus den Wohnungen aller Kinder wurde auf den Gehalt an folgenden Phthalaten untersucht:

Für DEP, DiBP, DnBP und DiNP ergab die Untersuchung keinen Hinweis auf Zusammenhänge zwischen der Hausstaub-Belastung und dem Auftreten der genannten Symptome. Für BBzP und DEHP hingegen sind die festgestellten Zusammenhänge deutlich und statistisch signifikant.

 

Die Ergebnisse im Einzelnen:

1. Sowohl im Median (50.Perzentil oder auch "Häufigste Belastung") als auch im Geometrischen Mittel waren die Hausstäube der "Betroffenen" stärker mit BBzP und DEHP belastet als die Hausstäube der Kontrollen.

2. Bei Kindern mit ärztlich festgestelltem Nasenkatarrh sowie ärztlich festgestellten Ekzemen war BBzP im Hausstaub signifikant erhöht.

3. Bei Kindern mit ärztlich festgestelltem Asthma war DEHP im Hausstaub signifikant erhöht.

4. Kein signifikanter Zusammenhang zeigte sich für BBzP und Asthma einerseits sowie DEHP und Nasenkatarrh und Ekzeme andererseits.

Bezüglich der unterschiedlichen gesundheitlichen Auswirkungen der Exposition von Kindern gegenüber unterschiedlichen Phthalaten im Hausstaub diskutieren die Autoren der Studie Unterschiede in den physikalisch-chemischen, toxikologischen und pharmakokinetischen Eigenschaften der einzelnen Phthalate.

Hausstaub-Konzentrationen an BBzP und DEHP, die man gemäß dieser Studie vermeiden sollte:

Die bereinigten Daten der Studie zeigen für BBzP, dass oberhalb des 50.Perzentils oder 130 µg/g Hausstaub das Risiko für Kinder, an Nasenkatarrhen und Ekzemen zu erkranken, deutlich ansteigt (siehe Abbildung 1)

Abbildung 1: Abhängigkeit des Nasenkatarrh- und Ekzemrisikos von der BBzP-Belastung des Hausstaubs
(Quelle: Bornehag et al, 2004)

katarrh_BBzP.gif (5443 bytes)

Die bereinigten Daten der Studie zeigen für DEHP, dass bereits oberhalb des 25. Perzentils oder 460 µg/g Hausstaub , das heisst in 75 von 100 Wohnungen, das Risiko für Kinder, asthmatische Symptome zu zeigen, deutlich zunimmt (siehe Abbildung 2)

Abbildung 2: Abhängigkeit des Asthmarisikos von der DEHP-Belastung des Hausstaubs
(Quelle: Bornehag et al, 2004)

asthma_DEHP.gif (3885 bytes)

 

Im Rahmen der Initiative GESUNDES NEST untersuchen wir Ihren Hausstaub auf DEHP

Auf Wunsch können wir diese Untersuchung jederzeit auf weitere Weichmacher wie z.B. BBzP ausdehnen. Das IfAU hat eine langjährige Erfahrung in der Untersuchung von Hausstäuben auf Phthalat- Belastungen. Wir untersuchen regelmäßig auf 6 Phthalate und bieten in einem erweiterten Programm auch die Untersuchung auf 13 Phthalate an. Bereits 1997 erstellten wir eine erste Statistik zur Normalbelastung von Hausstaub mit Phthalaten, die wir seitdem fortschreiben.

In Tabelle 1 vergleichen wir unsere Erst-Statistik für BBzP und DEHP mit Datenerhebungen anderer Institute und Autoren aus der BRD in den Jahren danach.

Autor / Institut

Staub-Fraktion

BBzP

DEHP

  P 50 P 90 P 95 P 50 P 90 P 95
ARGUK 1997 < 2 mm 14 270 450 283 825 1200
Pöhner et al, 1997 meist < 63 mm 24 160 270 450 1600 2000
Becker et al, 2004 < 2 mm 15 132 207 416 978 1190
Butte et al,2001 < 63 mm k.A. k.A. 320 740 k.A. 2600
UBA, Umweltsurvey IV, 2002 < 2 mm k.A. k.A. k.A. 270 k.A. 1100
Kersten et al, 2003 < 63 mm 19 k.A. 230 600 k.A. 1600
Fromme et al, 2004 < 63 mm 30 k.A. 219 700 k.A. 1542
k.A.: keine Angabe

Die Daten in Tabelle 1 weisen unter Berücksichtigung der Verwendung unterschiedlicher Siebfraktionen eine gute Homogenität auf. Die Hausstaub-Belastung mit BBzP und DEHP hat sich offensichtlich in den letzten 7 Jahren nicht wesentlich verändert.

Vergleicht man die Daten der Tabelle 1 mit den Studien-Ergebnissen in Abbildung 1 und Abbildung 2, so wird deutlich, dass bereits die Normalbelastung des Hausstaubs mit BBzP und DEHP für Kinder ein erhöhtes Risiko bezüglich Erkrankungen der Haut, der Nasenschleimhäute und der unteren Atemwege in sich birgt. IfAU hat im Rahmen der Initiative GESUNDES NEST für DEHP-Belastungen des Hausstaubs einen toxikologisch begründeten Richtwert von 100 ug/g aufgestellt, der sich auf das chronische Schadenspotenzial von DEHP stützt. Die Einhaltung dieses Richtwertes schützt Kinder auch vor den hier dargestellten Gesundheitsgefahren. Um Einzelheiten der Ableitung des Richtwertes für DEHP im Hausstaub nachzulesen, klicken Sie hier.

 

Was sind die wesentlichen Quellen für BBzP- und DEHP-Belastungen des Hausstaubs?

 

Literaturnachweis

Becker K, Kaus S, Krause C, Lepom P, Schulz C, Seiwert M, Seifert B (2002) Umwelt-Survey 1998 Band V. Hausstaub: Stoffgehalte im Hausstaub aus Haushalten der Bevölkerung in Deutschland. WaBoLu-Hefte 1/02. Hrsg: Umweltbundesamt, Postfach 330022, 14191 Berlin

Bornehag CG, Sundell J, Weschler L, Sigsgaard T, Lundgreen B, Hasselgren M, Hägerhed-Engman L (2004): The Association between Asthma and Allergic Symptoms in Children and Phthalates in House Dust: A Nested Case-Control Study. Environmental Health Perspectives, Volume 112, Number 14, October 2004

Butte W, Hoffmann W, Hostrup O, Schmidt A, Walker G (2001) Endokrin wirksame Substanzen im Hausstaub: Ergebnisse eines repräsentativen Monitorings. Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft 61(1/2):19-23

Fromme H, Lahrz T, Piloty M, Gebhart H, Oddoy A, Rüden H (2004) Occurrence of phathalates and musk fragrances in indoor air and dust from apartments and kindergartens in Berlin (Germany). Indoor Air 14(3):188

IfAU (1997): Untersuchung von 46 Hausstäuben aus dem laufenden Laboreingang auf Phthalate. 1. Quartal 1997: unveröffentlichte Labordaten

Kersten W, Reich T (2003): Schwerflüchtige organische Umweltchemikalien in Hamburger Hausstäuben, Gefahrst. Reinhaltung der Luft 63 (2003) Nr. 3

Pöhner A, Simrock S, Thumulla J, Weber S, Wirkner T (1997) Hintergrundbelastung des Hausstaubes von Privathaushalten mit mittel- und schwerflüchtigen organischen Schadstoffen. Zeitschrift für Umweltmedizin 6:337-345

Umweltbundesamt (2002): DEHP-Gehalte von Hausstaub in Proben des Kinder-Umwelt-Surveys (Ger ES IV) / Umweltsurvey IV

 

 

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